Während angestellte Frauen in Österreich dieses Jahr statistisch gesehen bis zum 14. Februar gratis gearbeitet haben, ist die Situation der selbständigen Frauen noch deutlich dramatischer: Nach dieser Berechnung wird erst mit dem 26. Juli in Österreich der Tag erreicht, an dem Unternehmerinnen ein Einkommen aus ihrer Selbständigkeit erzielen.
Der aktuelle Einkommensbericht des Rechnungshofs, der die letzten beiden Jahre untersucht, zeigt eine alarmierende Verschlechterung: Der Gender Pay Gap bei Selbständigen ist von 53 % um rund 4 % auf 57 % gestiegen. Diese Zahlen markieren einen traurigen Rekord in der Benachteiligung von Frauen.
Doch nicht nur die Einkommensdifferenz ist besorgniserregend. Auch das Jahreseinkommen der ausschließlich selbständig erwerbstätigen Frauen wirft ein erschreckendes Licht auf die Situation: Gerade einmal 8.613 € (nach Abzug der Sozialversicherung und vor Steuern) konnten diese im Median jährlich erwirtschaften. Der Median ist dabei der Wert, der genau in der Mitte liegt, wenn man alle Einkommen der Reihe nach aufstellt, und zeigt, dass die Hälfte der selbständigen Frauen noch weniger verdient.
Viele Frauen entscheiden sich für die Selbständigkeit, da es keine adäquate Kinderbetreuung gibt. Oftmals arbeiten sie mit ihren Kindern auf dem Schoß oder spät abends, um Beruf und Familie zu vereinbaren. Diese Belastung und die daraus resultierenden Einkommensnachteile machen deutlich, dass hier dringend gehandelt werden muss.
Die Politik ist aufgefordert, diese Missstände zu beheben und die strukturellen Benachteiligungen zu beseitigen: eine bessere Unternehmensfinanzierung, eine gerechtere Verteilung von Care-Arbeit, verbesserte Kinderbetreuungsmöglichkeiten und eine stärkere Repräsentanz von Frauen in politischen Führungspositionen.
Neben der Beseitigung dieser Hindernisse ist es auch von entscheidender Bedeutung, für eine faire soziale Absicherung von selbständigen Frauen zu sorgen. Angesichts des geringen Einkommens verfügen viele selbständige Frauen über keine Reserven im Krankheitsfall oder bei schlechter Auftragslage. Zudem können sie nur unzureichend in die Pensionskasse einzahlen, was zu einer dramatischen Altersarmutsfalle führt. Die Bekämpfung dieser Altersarmut muss höchste Priorität haben.
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