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AutorenbildIrmgard Underrain

Ein Feuer in der Nacht

Ein Mann hat lange und schwer für seinen Herrn gearbeitet, ihm viele Jahre gedient. Eines Tages geht er zu ihm und fragt: „Was kann ich tun, um endlich frei zu sein?“ Sein Herr lacht höhnisch: „Du willst frei sein? Ich sage dir, was du tun kannst! Steig in dieser Nacht auf den hohen Berggipfel dort drüben. Wenn du es schaffst, dort oben im Eis und Schnee – nackt und ohne Kleider – zu überleben, und wenn du diese Nacht überstehst, dann wirst du morgen frei sein.“


Der Mann geht zu seinem besten Freund, um sich von ihm zu verabschieden. Wie soll er diese Nacht überleben? Als es dunkel wird, steigt der Mann mit schweren Schritten auf den Berg hinauf, immer höher, bis hinauf zum Gipfel, der mit Schnee und Eis bedeckt ist. Es ist bitterkalt. Sein Herr hat zwei Männer mitgeschickt, die darauf achten sollen, dass der Mann sein Wort hält und nirgendwo Schutz sucht. Nackt und schutzlos steht der Mann auf dem Gipfel. Die klirrende Kälte ist kaum zu ertragen.


Da sieht der Mann, dass auf dem gegenüberliegenden Berg ein Feuer entzündet wird. Sein bester Freund ist auf den Berg gestiegen, hat einen Rucksack voller Holz mitgenommen und für ihn ein Feuer entzündet – ein Feuer in der Nacht. Der Mann schaut auf dieses Feuer, das für ihn brennt und ihn wärmt. Sein Freund sorgt dafür, dass dieses Feuer nicht ausgeht. So überlebt der Mann die Nacht im Schnee und Eis, mit Blick auf das Feuer, das für ihn entzündet wurde und die Dunkelheit erhellt.

Am frühen Morgen steigt der Mann vom Berg hinab. Er ist ein freier Mann. Gemeinsam mit seinem besten Freund feiert er seine Freiheit.

Ein Märchen voller Wärme und Hoffnung: Ein Freund entzündet ein Feuer, das in der Dunkelheit leuchtet. Ein Aufruf zu Empathie und Zusammenhalt – für ein helleres Miteinander.
Ein Märchen voller Wärme und Hoffnung: Ein Freund entzündet ein Feuer, das in der Dunkelheit leuchtet. Ein Aufruf zu Empathie und Zusammenhalt – für ein helleres Miteinander.

Dieses Märchen ist sehr berührend und macht deutlich, was alles möglich sein kann. Sollte es nicht unser Auftrag sein, Feuer zu machen für alle, die es in der Dunkelheit und Kälte brauchen? Ihnen Hoffnung und Mut zu geben? So wie diese alte Geschichte aus Äthiopien wärmt, so können wir – mit unseren Worten und Bildern – andere wärmen, ihnen Licht, Trost und Zuversicht schenken. Es ist Zeit für mehr Respekt, Empathie und gegenseitige Unterstützung. Jeder trägt die Verantwortung für ein harmonisches Miteinander – im Alltag, im Beruf und in der Gesellschaft. Statt Hass und Neid sollten wir uns auf positive Taten und gute Beziehungen konzentrieren.


Wir wissen um die Kraft von Geschichten und Bildern, denn die Vorstellungskraft geht dem Willen voran. Wir sind der Freund, der auf den Berg steigt und ein Feuer entzündet, das nicht erlöscht, ein Feuer, das die Nacht heller, zuversichtlicher und wärmer macht. Lasst uns das Leben anderer bereichern, anstatt es zu erschweren – für eine Welt, die für alle ein bisschen heller und wärmer ist.


Foto Crédit: Sagar Pradhan

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