Das Lehár Festival in Bad Ischl hebt mit „Der Sterngucker“ einen lange verborgenen musikalischen Schatz ans Licht und bringt Franz Lehárs selten gespielte Rarität eindrucksvoll zurück auf die Bühne. Diese halbszenische Aufführung glänzt durch eine hochkarätige Besetzung und zeigt, dass dieses zu Unrecht vergessene Werk in neuem Glanz erstrahlt.
Wiederentdeckung verdankt ihren Erfolg nicht zuletzt der temporeichen und bezaubernden Inszenierung.
Das Stück, mit einem Libretto von Fritz Löhner-Beda und Alfred Maria Willner, erzählt die Geschichte der Geschwister Kitty und Franz Höfer, die im Verlauf des Abends ihre große Liebe finden. Der sternguckende Astronom Dr. Franz Höfer benötigt jedoch bis zum Schluss der Operette, um seine Geliebte Lilly in die Arme zu schließen. Die witzige Geschichte beleuchtet verschiedene Herangehensweisen an die Liebe und führt diese humorvoll ad absurdum. Für das Lehár Festival schrieb Jenny W. Gregor eine eigene Textfassung.
Dem erst 24-jährigen Regisseur Sebastian Kranner gelingt ein wahres Regie-Kunststück. Die sehr fein und detailliert gearbeitete Personenführung wird durch scharfsinnigen Witz und köstlichen Humor unterstrichen. Kranners Inszenierung sprudelt nur so von Ideen, die ebenso unterhaltsam, wie intelligent sind. Die tiefsinnigen Momente vermitteln zwischenmenschliche Schönheit und werden im perfekten Maße mit „Zwinckerauge“ aufgelöst. So hat man Operette noch nicht erlebt.
Astrid Nowak steuerte abwechslungsreiche und mitreißende Choreografien bei. Die bunten Kostüme von Jenny Thost sind eine wahre Augenweide und folgen einem strengen Farbcode, der die Entwicklung der Figuren miterzählt. Beeindruckend ist auch das Lichtdesign, das von Sebastian Kranner und Christian Binder verantwortet wurde.
Unter der sensiblen musikalischen Leitung von Marius Burkert brillierte das Franz-Lehár-Orchester und ließ die zu Unrecht vergessenen Melodien von Franz Lehár neu erblühen.
Köstlich unbeholfen und stimmschön portraitierte Christoph Gerhardus den Sterngucker Dr. Franz Höfer. Corina Koller begeisterte als seine Schwester Kitty mit ihrem warmen Sopran. Als seine Schwester Kitty ließ Corina Koller mit ihrem warmen Sopran aufhorchen. Die entzückende Loes Cools verlieh der Rolle von Lilly Moos eine ordentliche Portion Pepp und überzeugte vor allem durch ihr facettenreiches Spiel. Matthias Koziorowski ist als Paul von Rainer eine stimmliche und darstellerische Idealbesetzung. Der famose Sebastian Brummer als Diener Nepomuk spielte mit vollem Körpereinsatz insgesamt zehn verschiedene Rollen. Walter Sachers führte gekonnt und pointiert als Erzähler durch den Abend. Claire Winkelhöfer als Mizzi und Sophie Schneider als Isolde komplettierten mit ihrem humorvollen Spiel ein Ensemble, das sich mehr als sehen und hören lassen konnte.
Riesiger Jubel für alle Beteiligten und Standing Ovations für das Regieteam.
Dem Lehár Festival unter der künstlerischen Leitung von Thomas Enzinger gelingt mit dieser Produktion ein echter Coup, der beweist, dass es sich mehr als lohnt, ein junges Team an den Start zu lassen.
Im Herbst 2024 folgt die Inszenierung der Jugendoper „Bravissimo!“ am MusikTheater an der Wien.
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