Die Faszination für das zeitlose Meisterwerk "Die Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht und Kurt Weill erlebt eine erfrischende Wiederbelebung im Stadttheater Murau. Die Inszenierung, die die Geschichte von Mackie Messer und seinen vermeintlichen Freunden aufgreift, berührt, begeistert und regt zum Nachdenken an.
Die Frage, wie etwas so Altes so aktuell sein kann, drängt sich auf, wenn man die Neuinterpretation dieses Klassikers erlebt. Inmitten der Proben in Murau zeigt sich, dass die rauhe Tonlage, die selbstsüchtige Gesellschaft und die Doppelmoral, die das Stück durchzieht, den Zeitgeist auf beeindruckende Weise widerspiegeln. Regisseur Lukas Wachernig erklärt, dass die Inszenierung als Spiegel der Gesellschaft konzipiert ist und jeden dazu bringen soll, zumindest einmal einen Gänsehaut-Moment zu erleben und sich direkt angesprochen zu fühlen.
Die Modernität und Einzigartigkeit von Wachernigs Inszenierung machen die Murauer "Dreigroschenoper" zu einem herausragenden Ereignis im Theaterkalender. Sowohl das Setting im London der 1830er-Jahre als auch das innovative Bühnenbild von Daniel Sommergruber, das eine zerbrochene Gesellschaft und eine kaputte Welt symbolisiert, heben die Aufführung hervor. Julia Klug verleiht den Kostümen einen Hauch von Verfremdung, Modernität und Witz.
Cornelia Mooswalder, die als Gewinnerin der ORF-Castingshow "Helden von Morgen" bekannt ist, kehrt mit dieser Produktion quasi in ihre Heimat zurück. Die Sängerin, Musicaldarstellerin und Schauspielerin, ursprünglich aus St. Lorenzen bei Knittelfeld, bringt eine besondere Verbindung zu dieser Inszenierung mit.
Cornelia Mooswalder kehrt mit diesem Stück in ihre Heimat zurück.
Die Kombination von Profis und Laien verleiht dem Stück einen besonderen Charme, und dies war bereits bei der Uraufführung im Jahre 1928 der Fall. In den Hauptrollen brillieren Lukas Karzel als Mackie Messer, Cornelia Mooswalder als Polly Peachum, Christian Krall als Polizeichef Brown und Dagmar Bernhard als Spelunken-Jenny. Diese vielseitige Besetzung trägt dazu bei, dass die "Dreigroschenoper" nicht nur künstlerisch ansprechend, sondern auch lebendig und authentisch ist.
Die Oper, die so prunkvoll gedacht war, wie nur Bettler sie erträumen, und so billig sein sollte, dass Bettler sie bezahlen können, erhält durch die Inszenierung von Wachernig eine neue Tiefe. Der Gedanke hinter dem Stück, eingefangen in Brechts Worte, verleiht der Aufführung eine zusätzliche Dimension.
Die Vorstellungen im AK-Saal Murau versprechen packende Abende am 10., 11., 17. und 18. November um 19 Uhr sowie am 12. und 19. November um 17 Uhr. Tickets sind online unter www.stadttheater-murau.at oder vor Ort im Tourismusbüro Murau und der Stadtgemeinde Murau erhältlich. Altersempfehlung ab 14 Jahren.
Die musikalische Leitung des siebenköpfigen Orchesters übernimmt Christian Bischof, während Miriam Hauk den Chor leitet und Georg Wiedner für Studienleitung und Korrepetition verantwortlich ist.
Ein besonderes Highlight erwartet das Publikum am Ende der Aufführung, doch Details darüber werden bewusst zurückgehalten. Die Themen von Licht und Schatten, Doppelmoral, Religion, Liebe und Hoffnung sowie Lug und Trug bleiben bis zum Schluss aktuell und hinterlassen genug Raum für Gänsehautmomente, wenn Mackie Messer singt: "Und so kommt zum guten Ende alles unter einen Hut. Ist das nötige Geld vorhanden, ist das Ende meistens gut. Denn die einen sind im Dunkeln und die andern sind im Licht. Und man siehet die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht."
Die nächste Inszenierung, "Rotkäppchen" für Kinder ab vier Jahren, startet ab dem 1. Dezember.
Fotocredit: Nina Kogler
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