Anlässlich des Earth Overshoot Days am Donnerstag, den 1. August, hat refurbed Politiker
und Expertaus verschiedenen Fachbereichen gebeten, über die aktuelle Situation zu berichten und Tipps für zukünftige Maßnahmen zu geben. Im Rahmen eines Klimatalks diskutierten Anna Wallner (Moderation, Die Presse), Leonore Gewessler (BMK), Patrick Scherhaufer (BOKU), Erika Wagner (JKU) und Peter Windischhofer (refurbed) über den Stand der Dinge und mögliche Lösungen.
Beispiele & Statements der Expert
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, BA (BMK): „Wir brauchen technische und soziale Innovation, aber auch viele Unternehmen – und damit auch die Unternehmer – die zeigen, dass ihnen Klimaschutz ein Anliegen ist. Es geht nicht um den kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen Wirtschaft und Umwelt, es geht um die größte gemeinsame Veränderung, die möglich ist.“
Klimapolitik-Forscher Mag. Dr. Patrick Scherhaufer (BOKU): „Wir müssen vor allem unser Verständnis für das, was wir als ‚normal‘ empfinden, ändern. Wenn Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen und wieder abholen, dann ist das für uns normal. Diese Normen müssen sich in unseren Köpfen ändern. Außerdem zeigt die Forschung, dass höhere Einkommen und Vermögen nachweislich zu höheren CO2-Emissionen führen. Es gibt also eine massive Ungerechtigkeit, wer für die Klimakrise verantwortlich ist und wer sie ausbadet. Daher führt an der Umverteilung von Vermögen kein Weg vorbei.“
Forscherin i. Umwelt-& Nachhaltigkeitsrecht, Univ.-Prof.in Dr.in Erika Wagner (JKU): „Es braucht die rechtliche Möglichkeit, beim Klimaschutz aus der Gesellschaft heraus gehört zu werden. Daher brauchen wir eine Verbandsklage im Klimaschutzrecht, die der/dem Einzelnen – ähnlich wie bei den Klimasenior
in der Schweiz – die Möglichkeit gibt, über einen Verband Klimaschutz einzuklagen.“
Kreislaufwirtschafts-Unternehmer Peter Windischhofer, BSc, MIB (refurbed): „Unternehmen müssen sich selbst ein vollständigeres Gesamtbild zumuten, welches nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische Parameter miteinbezieht. Alle Unternehmer sollten sich als Teil des Klimawandels begreifen. Wir können unsere Verantwortung nicht auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Abgabe von Steuern reduzieren, sondern müssen auf verschiedenen Ebenen wirksam werden. Auch Konsumenthaben über Kaufentscheidungen einen starken Hebel in der Hand, um Druck auf Unternehmen und ihre Ausrichtungen auszuüben - und sie werden diesen künftig immer mehr einsetzen.“
Klimafacts & Neuerungen auf einen Blick
Wussten Sie, dass …
die letzten Emissionsbilanzen für Österreich (2021/22 und 2022/23) sinkende Emissionen ausweisen – und zwar in jedem Jahr um mehr als 5 %?
in Österreich die reichsten 10 % der Menschen einen 4-mal so hohen CO2-Ausstoß haben, als die ärmsten 10 % (Essletzbichler et al. 2023)?
im Jahr 2023 Investitionen in Green Tech laut BloombergNEF auf 1,8 Billionen US-Dollar anstiegen, was einem Plus von 17 % gegenüber 2022 entspricht?
im April 2024 eine neue Ökodesign-Verordnung von der EU angenommen wurde, die regelt, dass Produkte künftig länger halten und einfacher zu reparieren, refurbishen und recyceln sein müssen?
in unserem Allgemein Bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB) der Baum bis vor kurzem als „Bauwerk“ definiert war und ihm erst durch eine Änderung im Mai 2024 juristisch eine ökologische Bedeutung zugesprochen wurde?
Österreich im letzten Jahr pro Kopf mehr Photovoltaik zugebaut hat als China?
das reichste 1 % der Weltbevölkerung 2019 so viele klimaschädliche Treibhausgase verursachte wie 5 Milliarden Menschen (Oxfam 2023)?
Österreich im 1. Halbjahr 2024 100 % der Stromversorgung erneuerbar und heimisch gedeckt hat?
Einschätzungen zum Verbesserungspotenzial
Die Expert gaben zudem Einschätzungen, wo der größte Aufholbedarf und das stärkste Verbesserungspotenzial liegen:
Dr. Patrick Scherhaufer (BOKU): „Wir müssen vor allem unser Verständnis für das, was wir als ‚normal‘ empfinden, ändern. Wenn Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen und wieder abholen, dann ist das für uns normal. Diese Normen müssen sich in unseren Köpfen ändern. Außerdem zeigt die Forschung, dass höhere Einkommen und Vermögen nachweislich zu höheren CO2-Emissionen führen. Es gibt also eine massive Ungerechtigkeit, wer für die Klimakrise verantwortlich ist und wer sie ausbadet. Daher führt an der Umverteilung von Vermögen kein Weg vorbei.“
Peter Windischhofer (refurbed): „Unternehmen müssen sich selbst ein vollständigeres Gesamtbild zumuten, welches nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische Parameter miteinbezieht. Alle Unternehmer sollten sich als Teil des Klimawandels begreifen. Wir können unsere Verantwortung nicht auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Abgabe von Steuern reduzieren, sondern müssen auf verschiedenen Ebenen wirksam werden. Auch Konsumenthaben über Kaufentscheidungen einen starken Hebel in der Hand, um Druck auf Unternehmen und ihre Ausrichtungen auszuüben - und sie werden diesen künftig immer mehr einsetzen.“
Erika Wagner (JKU): „Es braucht die rechtliche Möglichkeit, beim Klimaschutz aus der Gesellschaft heraus gehört zu werden. Daher brauchen wir eine Verbandsklage im Klimaschutzrecht, die der/dem Einzelnen – ähnlich wie bei den Klimasenior in der Schweiz – die Möglichkeit gibt, über einen Verband Klimaschutz einzuklagen.“
Leonore Gewessler (BMK): „Wir brauchen technische und soziale Innovation, aber auch viele Unternehmen – und damit auch die Unternehmer – die zeigen, dass ihnen Klimaschutz ein Anliegen ist. Es geht nicht um den kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen Wirtschaft und Umwelt, es geht um die größte gemeinsame Veränderung, die möglich ist.“
Fünf Empfehlungen für effektiven Umweltschutz 2024
Peter Windischhofer: Make it personal: „Jeder kann aufhören, über Klimaschutz zu reden, und anfangen, über Menschenschutz zu sprechen, denn darum geht es letztendlich: Wir schützen nicht irgendeine abstrakte Entität, sondern wir schützen uns und unsere Zukunft – persönlicher geht’s ja wohl nicht.“
Leonore Gewessler: Vote: „Ich bin felsenfest überzeugt, dass es tatsächlich einer der allergrößten Klimaschutzhebel ist: Gehen Sie wählen! Das Klima braucht unsere Stimme. Nur so kann es eine Politik geben, die unseren Wohlstand und unsere Lebensqualität und Natur schützt. Leider haben das aber nicht alle Parteien vor.“
Patrick Scherhaufer: Vielfalt & Emotionen nutzen: „Die Geschichte hat gezeigt: Der/Die Einzelne wird im Verbund mächtig, nicht nur an der Wahlurne. Veränderung entsteht dort, wo sich Menschen zusammenschließen. Und in Österreich gibt es zum Glück viele Möglichkeiten, das zu tun: Fridays for Future, System Change not Climate Change, Wir fahren gemeinsam, Letzte Generation Österreich und viele mehr. Aber vor allem müssen wir alle beim Verkauf nachhaltiger Ideen emotionaler werden, denn das Gehirn braucht authentische Emotionen, um die Veränderung zu begreifen.“
Erika Wagner: Das Verbraucherschutzrecht nutzen: „Wir haben zwar im Klimaschutzrecht noch keine Möglichkeit der Verbandsklage, jedoch im Verbraucherschutzrecht. Das bedeutet, dass Verbände, die Verbraucherschutzrechte verfolgen, Unternehmen bereits jetzt in die Rechenschaft ziehen können – so werden Präzedenzfälle für die Zukunft geschaffen. Wichtig ist, dass sich jede
– individuell nach den eigenen Möglichkeiten – als Teil der Energiewende versteht.“
Peter Windischhofer: Druck erhöhen & Lösungen teilen: „Wenn wir als Konsument
darauf bestehen, dass Produkte nachhaltig und langlebig sind, muss sich der Markt danach richten. Wichtig ist es aber auch, über positive Erfahrungen und Lösungen zu sprechen, egal, ob es sich dabei um Carsharing, ein Biokistl oder das Refurbishment von Smartphones handelt.“
Über refurbed
refurbed ist der am schnellsten wachsende Online-Marktplatz für refurbished Produkte in der gesamten DACH-Region. 2017 von Peter Windischhofer, Kilian Kaminski und Jürgen Riedl in Wien gegründet, beschäftigt refurbed mittlerweile knapp 300 Mitarbeiter
. Die Plattform bietet vollständig erneuerte elektronische Geräte bis zu 40 % günstiger und mit mindestens zwölf Monaten Garantie an. Durch das Refurbishment wird 83 % weniger CO2 als bei der Herstellung eines Neugeräts ausgestoßen. Mittlerweile umfasst das Sortiment auf dem Marktplatz mehr als 18.000 Produkte – von Smartphones, Laptops und Tablets über Haushaltsgeräte bis zu E-Bikes und Wintersportzubehör. Aktuell ist refurbed in 11 Ländern präsent, darunter Österreich, Deutschland, Schweden, Italien, Irland, Niederlande und Dänemark und seit Juni 2024 auch in Belgien, Finnland, Portugal und Tschechien. Die Mission von refurbed ist es, durch die Schaffung weiterer Lebenszyklen für bestehende Produkte den Konsum nachhaltig zu verändern.
Weitere Informationen: www.refurbed.at
Fotocredit. refurbed
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