Im Holzinnovationszentrum (HIZ) Zeltweg wurde heute das neue „Holzgas- und Holzdiesel Reallabor“ offiziell vorgestellt. Im Beisein von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig sowie den Landesrätinnen Barbara Eibinger-Miedl, Simone Schmiedtbauer und Ursula Lackner wurde das zukunftsweisende Projekt präsentiert, das Holzbiomasse in Gas und flüssige Treibstoffe wie Holzdiesel und Holzkerosin umwandeln soll. Ziel ist es, die Region zu einem führenden Standort für die Forschung und Entwicklung klimafreundlicher Treibstoffe zu machen.
60 Millionen Euro Investition für nachhaltige Energie
Das Forschungszentrum im Holzinnovationszentrum (HIZ) Zeltweg ist ein langfristiges Vorhaben. In den nächsten acht Jahren werden insgesamt 60 Millionen Euro in den Bau, die Forschung und den Betrieb der Anlage investiert. Der Baustart ist für 2025 geplant. Bereits in der ersten Phase fließen 28 Millionen Euro aus Mitteln des Landwirtschaftsministeriums und drei Millionen Euro vom Land Steiermark. Ziel ist es, die erzeugten Treibstoffe in der Praxis zu testen – beispielsweise in Traktoren – und die grünen Gase in bestehende Erdgasnetze einzuspeisen.
ABL betreibt die Anlage
Die Anlage wird von der Genossenschaft ABL (Advanced Bioenergy Lab) betrieben, die eigens für diesen Zweck gegründet wurde. Josef Bärnthaler, Vorstandsmitglied der ABL, versicherte, dass in der Anlage ausschließlich saubere Biomasse verwendet wird: „Es handelt sich nur um saubere Biomasse“, betonte Bärnthaler. Neben ihm steht Richard Zweiler als Vorstandsvorsitzender der ABL an der Spitze der Genossenschaft.
Das Forschungszentrum im Holzinnovationszentrum (HIZ) wird durch ein Konsortium unterstützt, dem unter anderem die Montanuni Leoben, BOKU, die TU Wien, der österreichische Waldfonds, die steirische Landesregierung, voestalpine, Energienetze Steiermark und Raiffeisenware Austria angehören.
Reallabor als Praxis-Test für grüne Technologien
Das „Reallabor“ simuliert die Prozesse einer großen industriellen Anlage und verfügt über eine Brennstoffwärmeleistung von fünf bis zehn Megawatt. Es soll technische Risiken minimieren und gleichzeitig das Vertrauen in die neue Technologie stärken. Univ. Prof. Hermann Hofbauer von der TU Wien, der das wissenschaftliche Projekt begleitet, erklärte, dass bei erfolgreichem Betrieb sogar Anlagen mit bis zu 100 Megawatt möglich wären. Der Fokus liegt auf der Umwandlung fester Biomassen in Gas, welches als Ausgangspunkt für die Produktion von Treibstoffen wie Biokerosin dient.
Standortvorteile und regionale Unterstützung
Das Holzinnovationszentrum (HIZ) Zeltweg wurde nicht nur aufgrund seiner Lage und Kompetenz ausgewählt, sondern auch, weil es in unmittelbarer Nähe über ein Wärmenetz zur Verwertung anfallender Abwärme verfügt. Bürgermeisterin Elke Florian (Judenburg) erklärte stellvertretend für ihre am HIZ beteiligten Kollegen Günter Reichhold (Zeltweg), Peter Bacher (Obdach) und Ewald Peer (Weißkirchen): „Wir müssen mehr Innovation in den ländlichen Raum bringen – das HIZ ist ein hervorragendes Beispiel dafür. Das Holzinnovationszentrum Zeltweg ist seit 2001 eine Erfolgsgeschichte für gemeindeübergreifende und partnerschaftliche Zusammenarbeit unterschiedlicher Institutionen und Betriebe. Auf dem 40 ha großen Areal sind nicht nur 12 Betriebe mit fast 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angesiedelt, sondern es steht auch das Innovationspotential des Rohstoffes Holz im Mittelpunkt. Die Errichtung dieser Forschungsanlage zur Produktion von Energieträgern aus Holzreststoffen findet hier beste Standortvoraussetzungen und bietet eine Chance für die gesamte Region.“
Nachhaltigkeit und Sicherheit im Fokus
Ein zentrales Thema des Projekts ist die nachhaltige Nutzung von Reststoffen aus der Forst- und Landwirtschaft. Franz Titschenbacher, Präsident des österreichischen Biomasseverbandes, betonte, dass bei diesem Vorhaben keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion besteht: „Die Frage ‚Teller oder Tank‘ wird es hier nicht geben.“ Verarbeitet werden nur saubere Reststoffe und Nebenprodukte, die ohnehin in der Holz- und Landwirtschaft anfallen.
Zudem ist der Emissionsausstoß dieser Anlage im Holzinnovationszentrum (HIZ) sogar etwas geringer als der eines herkömmlichen Holzheizkraftwerks, wie die Betreiber bei der Präsentation betonten. Es besteht somit keine Gefahr für die Bevölkerung durch schädliche Emissionen.
Treibende Kraft und Wegbereiter
Hinter diesem innovativen Projekt stehen mehrere Schlüsselfiguren: Franz Titschenbacher, Präsident des österreichischen Biomasseverbandes, und der verstorbene Landesrat Johann Seitinger, der von 2003 bis 2023 für Land- und Forstwirtschaft in der Steiermark zuständig war, waren maßgebliche Wegbereiter. Auch DI (FH) Barbara Reichhold, Geschäftsführerin des Holzinnovationszentrums (HIZ) Zeltweg, spielte eine entscheidende Rolle dabei, das Projekt ins HIZ nach Zeltweg zu bringen. Reichhold und ihre Initiative haben wesentlich dazu beigetragen, das Holzinnovationszentrum (HIZ) als Standort zu etablieren.
Ein weiterer Meilenstein in der Projektentwicklung war eine im Jahr 2020 an der TU Wien durchgeführte Studie. Ziel dieser Studie war es, eine fossilfreie Land- und Forstwirtschaft zu etablieren. Im Konzept der TU Wien wird der benötigte grüne Treibstoff und das grüne Gas aus Biomasse – insbesondere aus biogenen Rest- und Abfallstoffen – nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft erzeugt. Die Studie zeigte zudem, dass in Österreich genügend Ressourcen für die Umsetzung dieser nachhaltigen Energieproduktion vorhanden sind.
Fazit
Mit der Vorstellung des „Holzgas- und Holzdiesel Reallabors“ im Holzinnovationszentrum (HIZ) Zeltweg wird ein entscheidender Schritt in Richtung klimafreundlicher Energieproduktion gemacht. Die umfassenden Investitionen und die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zeigen, dass nachhaltige Innovationen nicht nur Zukunftsmusik sind, sondern bald Realität werden. Die Steiermark festigt damit ihren Status als Vorreiter im Bereich der Bioenergie und setzt ein starkes Zeichen für den Klimaschutz und die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern.
Fotocredit: murtalinfo
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